Reine Projektorganisation ist die beliebteste Organisationsform bei Entwicklungsprojekten. Darüber hinaus gibt es noch weitere Möglichkeiten der organisatorischen Eingliederungen. In Abhängigkeit von Weisungs- und Entscheidungsbefugnissen wird zwischen Stabsprojektorganisation, Matrixprojektorganisation und Linien-Projektorganisation unterschieden. 1 Worin liegen die Unterschiede und was sind die Vor- und Nachteile?
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Reine Projektorganisation Definition und Mischformen
Im Falle der reinen Projektorganisation unterstehen Mitarbeiter alleinig dem Projektleiter. Wurden Mitarbeiter vorher in anderen Funktionsbereichen beschäftigt, werden sie aus diesen herausgelöst, eine Rückkehr in alte Positionen ist oft ungewiss. Da der Projektleiter über die alleinige Weisungs- und Entscheidungsmacht verfügt, wird diese Organisationsform häufig als die ideale angesehen. Für die Produktentwicklung ist die reine Projektorganisation in einer Mischform denkbar. Funktionsbereiche, die nur zeitweise benötigt werden, können mittels Matrix- oder Stabs-Projektorganisation eingebunden werden. Insbesondere, wenn es im Rahmen von Multiprojektumgebungen mehrere Entwicklungsprojekte zeitgleich abzuwickeln gilt, ist dies sinnvoll.
Stabs Projektorganisation – Führung ohne direkte Weisungsbefugnis
In der Stabs-Projektorganisation wird die Weisungsbefugnis einem unabhängigen Projektleiter zugewiesen. Der Projektleiter ist zwar unabhängig von der Linienstruktur, hat aber häufig keine Entscheidungs- und Weisungsbefugnis gegenüber den Funktionsbereichen. Der Projektleiter ist quasi abhängig von der Bereitwilligkeit der Mitarbeit in den Funktionsbereichen und deren Vorgesetzter. Mitarbeiter in den Funktionsbereichen sind nicht selten in mehreren Projekten eingebunden und müssen den Standardaufgaben des Funktionsbereichs nachkommen, wodurch leicht Kapazitätsengpässe entstehen können.
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Matrix Projektorganisation – optimale Ressourcenverteilung mit hohem Konfliktpotential
Die Matrix-Projektorganisation ist dadurch gekennzeichnet, dass formal Entscheidungsrechte auf Seiten der Projektleiter und Funktionsbereichsleiter bestehen. Hier entsteht Konfliktpotential, da quasi beide Parteien auf die gleichen Ressourcen zugreifen. Der Projektleiter kann eine fachliche Weisungsbefugnis aufweisen. Zudem sind Mitarbeiter flexibel einsetzbar und können nach Abschluss des Projektes wieder leicht in die Linie integriert werden. Konflikte zur Ressourcenverteilung werden häufig auf die nächste Instanz übertragen, wo es zu Überforderung kommen kann.
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Wann reine Projektorganisation , Matrix oder Stabsorganisation?
In der beigefügten Tabelle finden sich Kriterien zur Auswahl der richtigen Organisationsform. 2
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Eine Umfrage des Frauenhofer Instituts in Karlsruhe kam zu dem Ergebnis, dass die Matrix Projektorganisation zu den beliebtesten Projektorganisation bei Entwicklungsprojekten gehört.3 Dabei konnte kein Zusammenhang zwischen Unternehmensgröße oder Komplexität der Projekte festgestellt werden.
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Eine mögliche Erklärung liefert die typische Aufwandsverteilung eines Entwicklungsprojektes. 4
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Hieraus wird ersichtlich, dass Personalressourcen nicht dauerhaft zu 100 % benötigt werden.
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Besonders am Anfang eines Projekts werden nur wenige Ressourcen benötigt. Erst mit Ausarbeitung des technischen Konzepts und nach Fertigstellung des Anforderungsprofils steigen die Anforderungen und damit der Bedarf für weitere Unterstützung.
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Im Falle der parallelen Durchführung vieler Projekte, erscheint die Matrixorganisation oder eine Mischorganisation aus dauerhaften und temporären Projektmitgliedern sinnvoll.
Dabei müssen Konflikte über die Zuteilung von Aufgaben in Multiprojektumgebungen vermieden werden.
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Projektmanager: Aufgaben für Koordinations- und Kommunikationsprofis
Unter Berücksichtigung der eher selten anzutreffenden reinen Projektorganisationsform, müssen Projektmanager häufig in Umgebungen tätig sein, die sich durch eingeschränkte oder geteilte Ressourcen und hohes Konfliktpotential auszeichnen. Neben der notwendigen Fachkenntnis des Projektleiters ist daher Kommunikationsstärke gefragt. Ein Projektleiter muss überzeugen und vermitteln können aber auch über ein gewisses Maß an Durchsetzungsfähigkeit verfügen. Zudem beschränken sich die Aufgaben nicht selten auf das reine Projektmanagement. Entsprechend komplex liest sich eine typische Stellenbeschreibung eines Projektmanagers.
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Projektmanager Stellenbeschreibung
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Ihre Aufgaben:
- Steuerung und Leitung von komplexen Projekten im engen Austausch mit dem Vertrieb und der Produktentwicklung
- Verantwortung für das Entwicklungsprojekt bis hin zur Serienproduktion eines wettbewerbsfähigen Produktes und der zugehörigen Dienstleistungen.
- Aktives Vorantreiben von Innovationen im Projekt und darüber hinaus.
- Wichtige Schnittstelle zur Produktion im In- und Ausland, der Konstruktion sowie zu externen Partnern.
- Entwicklung von Produktkonzepten und Erstellung bzw. Validierung der Anforderungen (Pflichtenhefterstellung).
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Ihr Profil:
- Höhere technische Ausbildung (Universität, HTL, FH).
- Weitreichende Erfahrungen im Management komplexer Projekte.
- Kommunikationsgeschick und Erfahrung mit Schnittstellenfunktionen sowie Matrixorganisationen.
- Leidenschaft für Design und praxisnahe Lösungen.
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(Quelle: https://www.monster.de)
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Weiterführende Aritkel
Produktentwicklung Phasen – Entwicklungsprojekte im Vergleich
Produktentwicklung – Umgang mit der Ansoff Matrix
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- Jenny, B. (2009). Projektmanagement. Zürich: VDF-Hochschulverla, S. 64
- Hagen, S. (2009). Projektmanagement in der öffentlichen Verwaltung. Wiesbaden:
Gabler- Verlag, S139 - Kalthoff, K. (2003). Projektmanagement bei der Entwicklung kritischer Systeme.
Nürnberg: Fraunhofer-Institut Informations- und Datenverarbeitung IITB, S. 14 - Litke. (2007), Projektmanagement, München: Carl-Hanser-Verlag, S. 27
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